3D Technologien in der Textilbranche
Im Kampf gegen hohe Retourenquoten setzen Online-Shop-Betreiber immer mehr auf verkaufsfördernde Anwendungen wie die virtuelle Anprobe und die Körperausmessung via Webcam. „Passt nicht“ und „gefällt mir nicht“ sind die meistgenannten Gründe für den Umtausch online gekaufter Bekleidungsartikel. Schließlich weiß der Kunde in der Regel erst nach Erhalt der Ware, ob sie ihm passt und steht. Deshalb investieren Betreiber von E-Fashion-Shops seit Jahren hohe Summen in so genannten Virtual Dressing-Tools.
Im Zuge der Euphorie um 3D-Kinofilme werden 3D-Webcams immer beliebter. Problem dabei: Die Proportionen von Kleidung und Kunde sind nur sehr schwer in Einklang zu bringen. Der Nutzen beschränkt sich somit hauptsächlich darauf, verschiedene Kombinationen auszuprobieren. Bisher kamen 3D-Dressing-Tools daher nur im stationären Handel zum Einsatz. Und das auch nur in wenigen Modehäusern. Wichtig ist auf jeden Fall, dass die virtuellen Umkleidekabinen einfach zu bedienen sind und der realen Welt möglichst nahe kommen.
Einige Beispiele:
Im Virtual Dressing Room des US-amerikanischen Online-Magazins „Brides“ aus dem Hause Condé Nast reicht es, ein eigenes Ganzkörper-Foto hochzuladen. Anschließend muss die angehende Braut, Brautjungfer oder Brautmutter nach Anleitung Punkte an bestimmten Stellen ihres Fotos setzen. Somit kann das Programm das ausgewählte Kleid relativ genau über die Körperkonturen legen.
Der „3D Runway Designer“ von OptiTex und das Programm „Modaris 3D Fit“ von Lectra spielen sich dagegen komplett in der virtuellen Welt ab. Die Lösungen visualisieren die Passformen von Kleidungsstücken anhand von Avataren. Allerdings wird die Software derzeit hauptsächlich im B2B-Geschäft genutzt. Anwender des „3D Runway Designers“ sind Designer von Marken wie Hugo Boss oder Tommy Hilfiger.
Der Berliner Online-Maßschneider YouTailor bietet das Anfertigen passgenauer Kleidung an. Dafür stellen die Berliner ihren Kunden einen 3D-Design-Assistenten zur Verfügung. Dieser zeigt innerhalb von Millisekunden, wie die gewünschten Farben, Stoffe, Knöpfe, Taschen, Kragen, Ärmel und Knopfleisten am ausgewählten Kleidungstück aussehen.
Zum realitätsnahen Einkaufserlebnis fehlt somit nur noch das Fühlen der Ware. Aber auch in diesem hochkomplexen Feld bahnt sich bereits eine Lösung an. Die finnische Firma Senseg hat eine Technik entwickelt, die das Tastgefühl simuliert. Dazu werden elektromagnetische Felder erzeugt, die noch mehrere Millimeter oberhalb von Touchpads zu spüren sind. Anwenderbeispiele gibt es allerdings noch nicht.